auch in der Küche war weit und breit niemand zu sehen. ich schnappte mir einen Apfel und warf einen Blick in den Kühlschrank, der - wie immer - mit dem Besten vom Besten gefüllt war. doch davon reizte mich wenig, außer die Cola die ich mir direkt griff und von der ich einen großen Schluck nahm ehe ich mich an den Tresen setzte und anfing in der Zeitung zu blättern. irgendwann würde schon irgendwer vorbeikommen.

ich hörte sie schon ehe sie bei mir war und konnte mir schon im voraus denken, dass meine cola gleich darunter leiden würde. nun gut, es störte mich nicht wirklich. warum sollte es auch? "hallo Ivy.." die Zeitung ließ ich augenblicklich los und lehnte mich, mit vor der Brust verschränkten Armen, zurück. "hier und da ein Drama. an der einen oder anderen Ecke Diebstähle.... alles beim alten!" es war nichts neues, dass gerade in den ärmeren Gegenden alles getan wurde um möglichst lang zu überleben. so schreckten auch viele nicht davor zurück die Zeit der anderen zu stehlen. wir waren nicht zu leichtsinnig zu viel mir uns herum zu tragen, aber wir liefen auch nicht unbedingt Gefahr so sehr abgezockt zu werden, dass wir im nächsten Moment tot umfallen würden. "was gibts neues.. wo ist Kat? haben Mum und Dad sich mal von ihrem Tripp gemeldet?"

"so bin ich..." konterte ich direkt und schmunzelte selbst ein wenig darüber. natürlich hatte sie Recht in dem was sie sagte, aber wir konnten nicht alles Elend verhindern. wie hätten wir das auch? es war auch nicht unsere Aufgabe. Mitleid hatte ich mit denen die es verdienten. hin und wieder gab auch ich etwas von meiner Zeit. "sicher..." meinte ich direkt und meine Gedanken schweiften ab. ich konnte mich schon kaum noch daran erinnern, was genau damals vorgefallen war, aber immer wenn ich einen der Jacksons sah überkam mich das schlechte Gewissen. das wir schuld an deren Situation waren, dass wusste ich, aber nie wurde auch nur ansatzweise darüber geredet was vorgefallen war. es war schon Ewigkeiten her, aber die Familie hatte sich nie wirklich davon erholen können. ich griff nach der Cola, um die Gedanken wieder loszuwerden und trank einen Schluck. "sie sind schon lange weg... aber sie holen sich immer wieder neue Zeit. ihnen wirds schon gut gehen und Kat ist sicherlich wieder nen Typen aufreißen.." tat sie das tatsächlich? ich wusste es nicht und sagte es auch mehr als Scherz, was deutlich an dem Grinsen zu erkennen war, welches sich auf meine Lippen legte.

spielerisch schnappte ich mit den Zähnen nach ihrem Finger als sie mir auf die Nase tippten, verfehlte ihn aber um Haaresbreite. ich war wie ich war und selbst wenn mich die anderen anders hätten haben wollen, würden sie dort auf Granit stoßen. verbiegen lassen würde ich mich ganz sicher nicht. für niemanden. das war auch der Grund warum ich nie wirklich daran interessiert war eine ernsthafte Beziehung zu führen. ja, sicherlich. ich hatte des öfteren mal Affären, aber davon lief kaum etwas länger als ein halbes Jahr. und das war auch gut so! auch ich würde Ivy gegen über sicherlich nichts über die Familie Jackson erzählen. es gab da ohnehin nicht viel was ich hätte erzählen können. für sie war es das beste, dass sie von nichts wusste. vielleicht würde irgendwann alles vergessen sein. sowohl in unseren als auch in der anderen Familie. "und wenn sie wieder da sind, wirst du dir wünschen, dass sie ganz schnell wieder fahren..." meinte ich direkt lachend. es tat mal ganz gut, wirklich mein eigenes Leben leben zu können. ohne dass unsere Eltern sich in alles einmischten. Klein-Ivy^^. mit einem kurzen seufzen schloss ich sie in die Arme. keiner von uns war derart Liebebedürftig, aber das machte sie ganz einfach aus und ich konnte nicht behaupten, dass ich diese Augenblicke nicht genießen würde. "gehts dir sonst gut, kleines?" darüber hatten wir bis jetzt noch gar nicht wirklich gesprochen^^.

Für Ivi war es besser so nicht zu viel zu wissen. manchmal wünschte auch ich mir, dass ich rein gar nichts von ihnen wusste um ihnen unvoreingenommener entgegen zu treten. doch der Name _Jackson_ lag wie ein düsterer Fluch über unserer Familie. und dann gab es da ja auch noch unsere Papierfabrik. Es wäre sicherlich nicht von Vorteil, wenn einer der Jacksons, sofern sie dort arbeiteten, unter unserer Führung leiden würden. "wie läufts eigentlich in der Fabrik? dort irgendwas neues?" ich biss in den Apfel den ich mir zuvor geschnappt hatte, nachdem ich sie aus meiner Umarmung wieder entlassen hatte. "schlechten Leuten gehts immer gut, dass weißt du doch.." scherzte ich. ganz so ein schlechter Mensch war ich vermutlich gar nicht, auch wenn mich viele in diese Schublade schieben wollten. nach außen hin wirkte ich wohl wirklich etwas kühl, aber jeder der mich kannte, wusste, dass dies ganz und gar nicht der Fall war. meine Familie war mir wichtig und ging über alles andere. "dann mach dir doch was.. der Kühlschrank läuft wie immer fast über, also..." jetzt musste sie nur noch wissen auf was sie denn lust hatte. ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr und zog kurz die Stirn in Falten. "also so langsam könnte Kat aber wirklich mal auftauchen." oder war sie gerade in der Fabrik um dort die leute herumzuscheuchen?^^

(das ist nicht auf meinen Mist gewachsen )

Ein Leben wie die Menschen in der Fabrik es lebten wollte ich unter keinen Umständen leben. sie hatten beinahe nichts, konnten sich nichts leisten und mussten jeden Tag hoffen, dass ihre Zeit reichte. was das anging, hatten wir wirklich Glück. über diese Dinge brauchten wir uns keine Sorgen zu machen. "ich möchte nicht mit ihnen tauschen..." wie konnte man zufrieden sein, wenn man von früh bis spät schuften musste. aber vermutlich kannten diese Leute es gar nicht anders. ich aß weiter von dem Apfel und nippte hin und wieder an der Cola die vor mir stand. "bin ich nicht? na wenn du das sagst" meinte ich grinsend. ich konnte schlecht selbst beurteilen ob ich 'gut' oder 'weniger gut' war. nur das Schlechte Gewissen suchte mich ganz einfach hin und wieder heim. "vlt sollten wir eigens für dich eine Köchen einstellen, die dir immer genau das macht was du haben möchtest..." witzelte ich, aber vlt war ein Küchenpersonal gar nicht so verkehrt. darüber sollten wir mal ganz genau nachdenken. "sie wird sich schon melden." irgendwann, fügte ich in Gedanken hinzu. "steht heute eigentlich hier noch irgendwas an? irgendwie muss ich was tun, sonst werde ich noch wahnsinnig."

Ivy war einfach die beste! wäre sie nicht würde es dem einen oder anderen sicherlich noch schlechter gehen. es gab eine riesige Diskussion wegen der Freigetränke, mit unsren Eltern, denen das Imperium immerhin gehörte. auch was das Günstige Essen in der Kantine anging, waren sie nicht sonderlich begeistert, aber ließen sich dennoch letztlich breitschlagen. Ivy eben! irgendwie konnte keiner ihrem Charme widerstehen. erneut hoben sich meine Lippen zu einem Schmunzeln. "auch wieder Wahr. vielleicht bin ich auch zu gut für diese Welt..." wieder ein Scherz, denn das würde wohl eher auf Ivy zutreffen und nicht auf mich. ich hatte meine Fehler und das wusste ich auch. aber wer war schon perfekt? wohl kaum einer. ich verkniff mir sämtliche Kommentare zu ihren Kochkünsten, denn das würde ich vermutlich nicht überleben. dennoch musste ich grinsen und zuckte wissend und vielsagend mit den Schultern. "ach okay. hat sich denn schon jemand auf die Anzeige hin gemeldet?! warum auch nicht? Hauspersonal war nie verkehrt und auf den einen mehr oder weniger kam es wohl kaum an.

mein Blick ging direkt zur Tür als es klingelte, auch wenn es natürlich irrsinnig war. denn von hier aus konnte ich die Haustür wohl kaum sehen. aber Ivy stand schon direkt auf und verließ die Küche. auch ich schob mich langsam von dem Hocker runter und ging an den Kühlschrank um die nötigen Zutaten heraus zu holen. ich beschmierte ein Toast nach dem anderen, belegte es mit einem grünen, frischem, Salatblatt und holte eine Literflasche Wasser heraus. schließlich waren wir gastfreundlich. einen Augenblick lang dachte ich daran vielleicht für unseren Gast eine Cola bereit zu stellen, verwarf den Gedanken aber direkt wieder. die Sandwiches waren fertig soweit und ich räumte den Kühlschrank wieder ein...

ich musste doch schmunzeln, als ich ihren magen hörte, dass klang fast wie der magen ihres bruders, der meldete sich auch so lautstark zu wort. hunger, ja den hatte ich auch, aber ich konnte mich immer grundsätzlich im zaum halten. man lernt es mit der zeit, ich stillte meinen hunger immer mit wasser, dann fiel es nicht wirklich so auf. ich trat nach ivy in die küche und sah den jungen mann an, der hier wasser und sandwiches vorbeiretet und nickte ihm kurz zu "hallo" meinte ich und musterte ihn einen moment, ehe ich ihm auch die hand hin hielt. ob er jetzt auch ein stewart war, oder gar jemandd der hier arbeitet, keine ahnung, vielleicht würde ich das ja noch raus bekommen "aliya, oder einfach ali" ich wartete darauf, ob er meine hand nahm oder nicht, ehe ich sie dann zurück zog und meinen blick wieder zu ivy wendete "nein danke, weder das eine noch das andere" ich wollte hier sicherlich nicht essen und ihnen zeigen, dass wir es mehr oder minder nötig hatte, ich hatte in der hinsicht irgendwie meinen stolz, auch wenn ich sicherlich hunger und durst hatte.

ich hatte gerade den Kühlschrank geschlossen, als die Tür wieder aufging und Ivy mit einer jungen Frau und einem jungen Mann hinein kamen. Jung waren sie tatsächlich noch. ich erkannte es daran wie sie sich verhielten. die 'älteren' unter uns verhielten sich ganz einfach anders. Freundlich wie ich war schenkte ich ihnen ein kurzes lächeln. nur weil ich ein Stewart war, musste ich ja nicht auch meinem Namen alle Ehre machen. vielen hielten uns für Arrogant und unfreundlich. es lag mir doch recht viel daran, dass die, die uns tatsächlich kennen lernten, merkten, dass dies nicht der Fall war. nicht unbedingt! nicht ständig! ich zögerte keinen Augenblick, als Aliya mir ihre Hand entgegen streckte und wischte mir meinen noch fix in dem Küchentuch ab ehe ich sie ergriff. "freut mich Ali...ich bin Milo." hübsch war sie ja, aber wenn ich in dem Moment gewusst hätte, dass sie eine von den Jacksons war, hätte ich direkt die Flucht ergriffen. "erm.. das ist kein Problem... ich kann gern noch ein paar Sandwiches machen... und das Wasser hab ich extra für euch bereit gestellt..." auch Juls reichte ich die Hand und begrüßte ihn mit einem kurzen nicken. da ich meinen namen bereits sagte und er das sicherlich mitbekommen hatte, klemmte ich es mir mich noch einmal vorzustellen. "freut mich..." und ja verdammt ich konnte ihn sehr gut verstehen! ich hätte meine Schwester auch nicht in die Höhle des Löwen geschickt^^.